Basilika Niederalteich
An die Besucher der Basilika von Niederalteich ein herzliches Grüß Gott!
Durch einen nüchternen, fast mystisch anmutenden Vorraum und ein sehr kunstvoll gestaltetes Gittertor (im Jahre 2020 dank eines großzügigen Wohltäters renoviert), sind Sie in dieses altehrwürdige, lichtdurchflutete Gotteshaus eingetreten. Es dient vor allem dem Gottesdienst, dem persönlichen Gebet und der inneren Sammlung. Deshalb bitten wir um ein angemessenes Verhalten. Schon im Eingangsbereich erinnert das Weihwasserbecken aus Salzburger Marmor an die Taufe.
Die Kirche gehört zum Gebäudekomplex des Benediktinerklosters. Dieses gründete der bayerische Herzog Odilo noch in der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts — hier an der Donau als wichtige Verkehrsader zu Füßen des damals noch unbesiedelten Bayerischen Waldes. Im Jahre 1803 wurden in Deutschland alle Gebiete, die unter geistlicher, d.h. bischöflicher oder klösterlicher Herrschaft standen, zwangsweise von den weltlichen Fürstentümern annektiert. Damals kam es auch zur Aufhebung des Klosters Niederaltaich durch den bayerischen Staat und zur Veräußerung und Zerstörung eines großen Teiles der Gebäulichkeiten.
Die Klosterkirche wurde an Stelle der abgerissenen alten Pfarrkirche der Pfarrgemeinde Niederalteich übergeben. Diese hält seitdem hier ihre Gottesdienste und hat auch für den Unterhalt der Kirche zu sorgen. Die letzte umfassende Restaurierung fand 1989 ihren Abschluss.
Im Jahre 1918 wurde das Kloster wiedererrichtet. Den Mönchen wurde die Seelsorge in der Pfarrei anvertraut. Einen Teil ihrer Gottesdienste halten sie ebenfalls in dieser Kirche. Um die neu gewonnene Bedeutung dieses altehrwürdigen Gotteshauses zu unterstreichen, wurde ihm im Jahre 1932 der Titel einer päpstlichen „Basilica minor“ übertragen.
Die Außenansicht der Kirche zeigt deutlich, dass sie ursprünglich als frühgotische Hallenkirche errichtet wurde — der Chorraum wurde 1270, das Langhaus 1306 fertiggestellt; besonders beachtenswert ist an der linken Außenseite nahe dem Nordturm das Tympanon eines Portals, durch das die Kirche mit dem ehemaligen Kreuzgang verbunden war. Der Bau der 72 m hohen Türme wurde in der Renaissance begonnen. An der Südseite (Friedhofseite) des Südturmes ist auf einer Gedenkplatte die Grundsteinlegung am 24.7.1514 durch ein Horoskop kosmisch eingeordnet.
Das Innere der Kirche wurde um 1720 barockisiert. Dabei gelang es, Alt und Neu in großartiger Harmonie miteinander zu verbinden. Hinter dem Hochaltar wurde für die Sakristei im Erdgeschoß und für den Mönchschor darüber (“Oberkirche”) statt des früheren geraden Abschlusses ein Halbrund angefügt, der erste Sakralbau des großen Barockbaumeisters Johann Michael Fischer.
Beim Betreten der innen 60 m langen Kirche geht der Blick wohl zunächst auf das zentrale Gemälde von Franz Geiger aus Landshut (1675), am Hochaltar. Es zeigt die Patrone der Kirche: den hl. Mauritius (der auch auf dem Schalldeckel der Kanzel steht) und seine Gefährten, Soldaten der sogenannten Thebaischen Legion des Römischen Kaiserreiches, die aus dem damals schon christlichen Ägypten stammten und Ende des 3. Jh. für Christus als Märtyrer starben, weil sie sich standhaft weigerten, den Kriegsgott Mars zu verehren. Auf dem Gemälde ragt Mauritius aus dem im unteren Teil des Bildes in dunklen Farben gehaltenen Gemetzel heraus, und von oben kommt ihm im strahlenden Licht Christus der Auferstandene mit einer Schar von Heiligen entgegen.
Die hier anklingende Hell — Dunkel — Dramatik setzt sich in der ganzen Kirche fort. In den relativ dunklen Seitenschiffen des Chorraumes (Presbyterium) ist in den unteren Deckenfresken die Leidensgeschichte Christi dargestellt. Die Altarbilder im Langschiff zeigen das “Dunkel” des menschlichen Glaubensweges: (rechte Seite) erster Altar das Sterben des hl. Benedikt; zweiter Altar die “Feuerprobe” der hl. Kaiserin Kunigunde; vierter Altar das Martyrium des hl. Sebastian – (linke Seite) erster Altar: das Auftreten des hl. Bußpredigers Johannes des Täufers; zweiter Altar das Sterben des hl. Josef; vierter Altar hl. Mönch und Bischof Martin.
Unter den Bildern befinden sich in Glasschreinen mit leuchtenden Glassteinen, Gold- und Silberdrähten verzierte Gebeine von Märtyrern der Frühzeit aus den römischen Katakomben, die in der Barockzeit hierher übertragen wurden. Zu bestimmten Zeiten des Kirchenjahres sind die Reliquienschreine mit herrlichen Barrocktafeln verdeckt, auf denen die Heiligen lebend dargestellt sind.
Über den Altären geben die einzigartigen Öffnungen im Gewölbe den Blick frei auf die Fresken im oberen Umgang. Sie stehen im Kontrast zu den unteren Bildern und zeigen die jeweilige Heiligengestalt im himmlischen Licht.
In der Mitte des rechten Seitenschiffes befindet sich — durch den Quergang hervorgehoben — auf dem dritten Altar eine Pieta (Sandsteinplastik, um 1480). Dieses Meditationsbild des vom Kreuz abgenommenen Heilandes im Schoße seiner Mutter ist bis heute das Heiligtum einer 1503 errichteten “Erzbruderschaft von den Sieben Schmerzen Mariens”.
Das Fresko darüber im oberen Umgang zeigt in einer seltenen Darstellung die hl. Maria als Mutter der Gnade: wie Milch strömt ihre den Glauben nährende Gnade auf die Völker hernieder. Auf der gegenüberliegenden Seite ist auf dem dritten Altar die Verehrung des hl. Gotthard (Godehard) dargestellt, des bedeutendsten Niederaltaicher Mönches und Abtes, der 1022 zum Bischof von Hildesheim berufen wurde.
Die Wachsfigur darunter ist eine Darstellung des hl. Augustin.
Alle Fresken (mehr als 200) schuf Wolfgang Andreas Heindl aus Wels/Oberösterreich. Die Deckenfresken im 21 m hohen Mittelschiff symbolisieren die Geschichte des Klosters Niederaltaich. Ihnen liegt eine Ableitung des Namens Nieder-Alteich von “Eiche” zugrunde, doch ist es richtiger, den Namen des Klosters auf das altdeutsche Wort “Ache” = Wasser zurückzuführen, das in vielen Orts- und Flussnamen fortlebt (z.B. “Ohe”). Neben der amtlich festgelegten Schreibweise “Niederalteich” wird der Name des Klosters deshalb auch “Niederaltaich” geschrieben.
Besondere Beachtung verdienen die Schnitzarbeiten an den Beichtstühlen und den Stuhlwangen der Bänke, gefertigt von dem Niederaltaicher Mönch Pirmin Tobiaschu. In seinen barocken Orgelprospekt wurde 1985 von der Firma Georg Jann aus Alkofen bei Abensberg eine neue Orgel eingebaut. Sie hat ein mechanisches Werk, 48 Register, 4 Manuale und 3555 Pfeifen.
Da klangvolle Geläute besteht aus fünf Bronzeglocken; die größte (hl. Mauritus) mit einem Gewicht von 4820 kg und einem Durchmesser von 200 cm mit einem wohltuenden Basston wurde 2003 gestiftet.
Das St.-Gotthard-Gymnasium der Benediktiner Niederaltaich ist ein staatl. anerkanntes musisches, sprachliches und naturwissen-schaftlich-technologisches Gymnasium.
Es wird als gebundene Ganztagsschule geführt.
Die Abtei unterhält auch ein Ökumenisches Institut, das um ein gegenseitiges Verständnis der verschiedenen christlichen Kirchen und Traditionen bemüht ist. Ein Teil der Mönche feiert deshalb regelmäßig die Gottesdienste im byzantinischen Ritus. In der früheren Klosterbrauerei wurde dafür die St. Nikolaus — Kirche im byzantinischen Stil eingerichtet (Mauritiushof — im Klosterinnenhof). Außerdem betreibt die Abtei das Bildungshaus St. Pirmin.
In der Andachtskapelle im Nordturm (in Richtung Ausgang rechts) haben Sie die Möglichkeit, in Ihrem persönlichen Anliegen eine Kerze anzuzünden.
Wir freuen uns über Spenden für den Unterhalt dieser einzigartig schönen Kirche. Die kleine Pfarrgemeinde von Niederalteich ist dafür sehr dankbar.
Ihre Spende können Sie in den Opferstock neben dem Gitter am Ausgang einwerfen oder auf folgendes Konto der Pfarrei Niederalteich überweisen: Raiffeisenbank Hengersberg, IBAN DE70741616080000305294